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Geschichte der Gemeinde Affalterbach

Affalterbach von gestern

Wie das Affalterbach von gestern ausgesehen haben könnte, das bleibt weitgehend der Phantasie des Lesers überlassen. Aber einige Hinweise können wir doch geben. Die drei ältesten, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gebäude in unserer Gemeinde sind die evangelische Martinskirche, das "Edelmannshaus" in der Erdmannhäuser Straße und die Kelter. Die ältesten Zeichnungen von Affalterbach, Wolfsölden und Steinächle fertigte der herzogliche Landvermesser Andreas Kieser im Jahre 1686.

Affalter = Apfelbaum

Erstmals erwähnt wurde Affalterbach in einer Urkunde vom 9. Januar 972. Aber dieses Datum sagt nichts über das tatsächliche Alter unserer Gemeinde aus. Bekannt ist, dass in einer Entfernung von wenigen Kilometern von hier der Schädel des Urmenschen von Steinheim, dessen Alter auf 250.000 Jahre geschätzt wird, gefunden wurde. In vielen Geschichtsbüchern wird die Meinung vertreten, dass alle Europäer von diesem Homo steinheimensis abstammen. Die ältesten Funde auf unserer Markung sind ca. 6.000 Jahre alt. Beim Bau der Erdgasleitung wurde im Ortskern unserer Gemeinde die Überreste eines Dorfes aus der Jungsteinzeit gefunden. Aber damit nicht genug, weitere Funde gibt es auch aus der Urnenfelderzeit und aus den Zeiten der keltischen und römischen Besiedlung unseres Raumes. Unser Gemeindenamen Affalter = Apfelbaum deutet darauf hin, bereits im Jahr 972 gab es hier mehr Obstbau als andernorts. Noch 1965 standen auf unserer Markung 29.907 hochstämmige Obstbäume.

Das macht verständlich, weshalb sich die Gemeindeverwaltung so nachhaltig für die Erhaltung der Obstbäume einsetzt: Wir sind es unserem Gemeindenamen schuldig. Das Jahr 496 ist für Affalterbach von großer Bedeutung. Den Alemannen (unseren Vorfahren, soweit wir Schwaben sind) war es im Laufe von 200 Jahren gelungen, ein riesiges Gebiet zu erobern. Die Franken stellten sich 496 südlich von Köln zur Schlacht. Sie besiegten die Alemannen und warfen sie weit nach Süden zurück. Als Grenze bestimmten sie eine Linie, die über den Lemberg und Hohenasperg verlief. Damit war die Markung Affalterbach unmittelbares Grenzgebiet geworden. Vermutlich richteten die Franken am Lemberg einen Militärposten ein, der von diesem beherrschenden Punkt aus die Grenze sicherte und den Straßenverkehr überwachte, da über unsere Markung ein wichtiger Völkerweg führte.

Bedeutende Gemeinde

Wie groß Affalterbach 972 war, das wissen wir nicht. Aufzeichnungen gibt es erst ab 1525. Damals standen in Affalterbach 43 und in Wolfsölden drei Häuser, in denen 270 Einwohner lebten. Bis 1584 hatte sich die Zahl der Wohngebäude und der Einwohner annährend verdoppelt. Großes Unheil brachte der Dreißigjährige Krieg über Affalterbach. Um 1640 dürften die letzten Überlebenden ihr Heimatdorf verlassen haben, das nun bis Frühjahr 1649 der Zerstörung und dem gänzlichen Verfall preisgeben war. Eine Bestandsaufnahme im Jahr 1652 ergab, es war kein einziges Haus mehr intakt und bewohnbar. 50 Jahre später (1703) wohnten in Affalterbach 344 Einwohner. Innerhalb von 100 Jahren verdreifachte sich diese Zahl. 1802 hatte Affalterbach 1.033 Einwohner.

Diese Entwicklung brachte erhebliche soziale Probleme mit sich, da die Lebensgrundlagen dieselben geblieben waren. Trotzdem stieg die Einwohnerzahl weiterhin sprunghaft an. 1864 erreichte sie mit 1.532 ihren vorläufigen höchsten Stand. Damit war Affalterbach eine der bedeutendsten Gemeinden des Oberamts Marbach. Wie überall in unserem Lande waren auch in Affalterbach die wirtschaftlichen Verhältnisse schlecht, da die Landwirtschaft die vielen Menschen nicht mehr ernähren konnte. Manche Einwohner versuchten sich als Handwerker. So gab es in Affalterbach im Jahre 1806 nicht weniger als 10 Schneider, 18 Weber, 8 Schuhmacher, 4 Metzger, 1 Müller, 4 Bäcker, 5 Schmiede, 3 Wagner, 4 Küfer, 7 Maurer, 7 Zimmerleute, 2 Schreiner, 2 Schäfer und 1 Barbier. Die meisten von ihnen erreichten nicht einmal ein Existenzminimum. So verließen viele Menschen ihre Heimat und suchten ihr Glück in der Ferne. Von 1816 bis 1910 wanderten 496 Affalterbacher aus. 

Die meisten (383) gingen nach Amerika. Erst durch die beginnende Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts verbesserten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse. Allerdings ging diese Entwicklung an Affalterbach vollkommen vorbei. Handel und Gewerbe konnten hier nicht Fuß fassen. Dazu trug der Gemeinderat seinen Teil bei, denn er wollte Affalterbach als eine landwirtschaftliche Gemeinde erhalten. Viele Menschen zogen deshalb weg. So ging die Einwohnerzahl ständig zurück und erreichte 1939 mit 1.034 ihren niedrigsten Stand.